Prospekt zum Klapperfeld-Wandbild / Transparent

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„Für eine Gesellschaft ohne Knäste“
„Keine Zusammenarbeit mit Justiz und Polizei“

„Wir werden keine Ruhe geben, bis wir ohne Knäste leben“. Seit einigen Jahren hängt dieser Satz an der Wand des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld provokativ gegenüber dem Amtsgericht Frankfurt. Am 18. März 2012 – dem bundesweiten Aktionstag der Solidarität mit politischen Gefangenen und gegen staatliche Unterdrückung – hatte das Solikomitee für die Freiheit von Sonja und Christian ein dauerhaftes großes Transparent angebracht, um auf den bevorstehenden Prozess gegen die beiden früheren Aktivist/innen der Revolutionären Zellen hinzuweisen. Seitdem hängt dieses Transparent als Ausdruck der Solidarität und deutliches Zeichen gegen Klassenjustiz und staatliche Unterdrückung. Im wahrsten Sinne eine Provokation und ein Hingucker. Der ehemalige Knast Klapperfeld, bis 2003 noch in Betrieb, liegt mitten im Frankfurter Gerichtsviertel eingesäumt von Staatsanwaltschaft und Amtsgericht. Seit Ende April 2009 wird es als selbstverwaltetes kulturelles und politisches Zentrum genutzt. Das Solikomitee hatte angefragt und fand beim Klapperfeld-Plenum Zustimmung.

Am 12. November 2013 ging der Prozess gegen die beiden Genoss/ innen zu Ende und nach über zwei Jahren wurde auch Sonja Suder freigelassen. Das Frankfurter Landgericht verurteilte sie zu 3 Jahren und 6 Monaten, der Haftbefehl wurde aber außer Vollzug gesetzt. Der Prozess gegen ihren Mitangeklagten Christian Gauger war schon vorher abgetrennt und eingestellt worden. (siehe www.verdammt- langquer.org)

Auch nach diesem Prozess wollen wir ein Zeichen der Solidarität und kämpferischen Haltung gegen Justiz und Polizei setzen und dauerhaft im Justizviertel sichtbar sein. Schwerpunkt soll nun insbesondere die Verweigerung der Zusammenarbeit mit den Repressionsorganen sein: gegen Kollaboration und Verrat. Das war für das Solikomitee bereits im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Sonja & Christian zentral.

Und wo wäre es angebrachter als eben am ehemaligen Gefängnis Klapperfeld durch ein großes Wandbild: Porträts von zwei Genoss/ innen, die für eine von Kapitalismus und Unterdrückung befreite Welt kämpften – und im Zuge dieses ihres/unseres Kampfes auch im Gefängnis Klapperfeld inhaftiert waren. Beide sprechen stellvertretend für Tausende, die zu unterschiedlichen Zeiten in Frankfurt lebten und kämpften.

Hans Schwert war unter den Nazis in Klapperfeld inhaftiert – und Andrea Wolf war in den Bewegungen der 1980er und 1990er Jahren aktiv und auch mehrfach deshalb im damals als Polizeigefängnis genutzten Klapperfeld.

Die Portraits wurden im künstlerischen Stil der Linoldrucke aus der Werkstatt uah! von Thilo Weckmüller gestaltet. Zu dem Künstler haben wir Kontakt und er arbeitet in dem Projekt mit. (Siehe www. uah.de bzw www.widerstand-portrait.de)
Zitate der beiden Genoss/innen, die im Knast Klapperfeld zu unterschiedlichen Zeiten inhaftiert waren drücken ihren Widerstand gegen Kollaboration aus:

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„ .. vor dem Feind keine Aussagen zu machen, über die Organisation, ihre Arbeit und die Genossen. Das war für mich die wichtigste Sache.“ 
Hans Schwert

 

„Die einzige Möglichkeit unseren Kampf zu artikulieren ist, ihn zu leben. Im Knast nicht klein bei geben, bei sich bleiben, sich und die anderen nicht verraten…“
Andrea Wolf

Im August 1936 wurde Hans Schwert verhaftet, mehr als ein Jahr lang war er in den Händen der Gestapo, im Klapperfeld und wurde gefoltert um ihn zum Aussagen zu zwingen. (Siehe: www.widerstand-portrait.de/portraits/hans-schwert.html und www.klapperfeld.de/ausstellung/zeitzeuge-hans-schwert.html und natürlich in der Dauerausstellung des Klapperfelds).

Am 23.10. 1998 wurde Andrea Wolf in Kurdistan vom türkischen Militär ermordet. Während ihrer Zeit in Frankfurt war sie mehrfach wegen linksradikaler Aktivitäten im Polizeigefängnis Klapperfeld. (Siehe das leider vergriffene Buch „Im Dschungel der Städte, in den Bergen Kurdistans, Leben und Kampf von Andrea Wolf “ / www.libertadserver.de/archiv/awbuch.pdf )

Bereits bei dem ursprünglichen Transparent des Solikomitees hatten wir uns von Andrea inspirieren lassen. Wir hatten Fotos zur Hand, auf dem sie ein Transparent mit dieser Parole „Wir werden keine Ruhe geben, bis wir ohne Knäste leben“ auf einer Demonstration in den 1980er Jahren trug.

Von der Idee ein großes Wandbild an die Fassade aufzumalen, mussten wir abkommen. Zu aufwendig, auch finanziell wären die Voraussetzungen geworden wie Grundierung der Mauer, Gerüst-Ausleih etc. Wir wählten deshalb als Material große Banner / Transparentdrucke, die wir von außen an die Hauswand anbringen. Ähnlich dem bisherigen Transparent – allerdings fast die ganze Hauswand einnehmend.

Ein Schaukasten an der Mauer unterhalb des Transparents wird ausführlichere Infos zu den beiden Zitierten bieten, zu ihrem Lebenslauf und den zeitlichen wie politischen Umständen. Außerdem Infos zur Aussageverweigerung u.a…)

Entwurf: So könnte das Wandbild aussehen - aber wie genau wird erst am 23.10.2014 enthüllt....

Entwurf: So könnte das Wandbild aussehen – aber wie genau wird erst am 23.10.2014 enthüllt….

Eröffnung und Begleitprogramm

Am 23. Oktober 2014 – dem Tag an dem Andrea Wolf von 16 Jahren von türkischen Militärs mit anderen Kämpfer/innen in Kurdistan ermordet wurde – werden wir das Wandbild enthüllen. Dazu rufen wir um 17.30 Uhr zu einer Kundgebung vor das Klapperfeld auf, um anschließend die Ausstellung „Trotz alledem – Widerstand im Rhein-Maingebiet 1933 – 1945“ im Klapperfeld zu eröffnen.

Diese Ausstellung mit von Thilo Weckmüller gefertigten Porträts von Antifaschist/innen wird bis zum 16. November gezeigt. Parallel zu dieser Ausstellung werden wir im Ausstellungstrakt eine Zelle mit Plakaten und Tafeln zu Leben, Kampf und Ermordung von Andrea Wolf gestalten. Im Oktober und November werden verschiedene Veranstaltungen die Ausstellung und das Wandbild thematisch begleiten: z.B. zu Fragen des antifaschistischen Kampfes, internationalistischer Teilnahme an Befreiungskämpfen, zum Kampf und Ermordung von Andrea in den kurdischen Bergen, zu Aussageverweigerung u.a.m.

Unterstützt dieses Projekt!

Dieses Vorhaben verursacht natürlich einige Kosten: Druck der Transparente, Befestigungsmaterial u.a. – auch wollen wir den Künstler seine Arbeit würdigen. Das Solikomitee kann das nur zum Teil aus eigenen Kräften leisten. Deswegen suchen wir noch Gruppen und Genoss/innen, die uns unterstützen, z.b. durch Spenden auf das Spendenkonto.

Der Künstler Thilo Weckmüller hat für uns Linoldrucke seines Porträts von Andrea hergestellt. Wir haben uns entschlossen, den ersten 10 Spender/innen diese gegen einen Solibeitrag von ab 200 Euro zu verkaufen, um so das Projekt zu finanzieren. Gruppen haben auf diese Weise eine dauerhafte Erinnerung an ihre Beteiligung an dem Projekt.

Unterstützt dieses Projekt!
Kommt zur Wandbild-Enthüllung und Kundgebung am 23.10.2014, 17:30h

Solikomitee Frankfurt
solikom [ett] linksnavigator.de
www.verdammtlangquer.org/klapperfeld-wandbild

Spendenkonto:
Libertad!, Konto: 8020068500, BLZ: 43060967, GLS-Bank, Zweck: Wandbild
(BIC: GENODEM1GLS IBAN: DE64430609678020068500)